AM46 – Brief an Walter Gropius
New York, Dienstag, 8. November 1910

8. Nov

Mein Walter

Gestern endlich konnte ich zum Postamt – ich fand Deine beiden ersten BriefeB. – Ich liebe Dich! – „Du bist mir ein und alles!!“ – Die Tage in Paris – entzückend – voll ungetrübter Stimmung. Noch nie war ein Missklang in unsrer Liebe[.] – Nur, dass Du armer Kerl so lang immer auf mich warten musstest. Das war mir schrecklich! – Ich war immer unter Menschen und konnte sowenig mit meinem Menschen sein!!

Deine herrlichen Augen leuchten mir voran!! – Wann werde ich die physisch wieder vor mir haben! Wann, werde
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ich Dich wieder so sehen, wie ein Gott – denn nur ein solcher, kann so etwas zu Stande bringen – Dich erschaffen hat. Deine ganze Schöne will ich in mich aufnehmen u. unser beider Vollendetes muss einen Halbgott erstehen lassen. Ja – Walter – ich liebe Dich – und ich will alles thun, dass unsre Hoffnung sich erfülle!! –

Heute regnet es – ich sollte nachmittags ins SembrichrecitalC gehen – diese alte Frau ist eine famose Künstlerin – ich war bis jetzt nicht im Stande zu arbeitenD – diese[s] neue Land zerstreut ungeheuer, – u. es dauert lange, bis ich mich immer zur Kontren Koncentration bringen kann! —

Gerne will ich Dir diese architectonischen Dinge beschaffen – die einzige Schwierigkeit liegt im Mangel der englischen Fachausdrücke – aber ich will es versuchen! –

Arbeitest Du, u. was – u. für wen – schick’ mir hie u. da kleine Photos von Deinen Arbeiten! – Meine Pläne für den SemmeringE – will ich Dir schicken, sobald ich sie bekomme[,] und Du kannst an Mama all das schreiben, was Dir
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daran fehlt u. was für Ideen Du eventuell dazu geben könntest. Ganz offen an Mama, die weiter alles weiß. Ich will irgend etwas, in meinem Hause von Dir gezeichnet haben[.] –

— Wenn es Dich interessirt[,] schneide ich Dir auch immer aus Zeitungen Häuser aus, die mir gefallen.

Schreibe —

Schreibe —

Meiner!

Alma